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„Das ist natürlich sehr schade,
kann aber noch passieren.
Manche Künstler müssen
auch erst sterben,
sagte mir eine Galeristin. “

 

LOOK

MARTIN FENGEL IST DIE WELTSTADT MIT HERZ. EIN GRUND, WESHALB MÜNCHEN SICH NIE VON MARTIN FENGEL TRENNTE. MARTIN FENGEL IST FOTOGRAF UND ILLUSTRATOR, UNTER ANDEREM. WENN MARTIN FENGEL EINEN GRILLKALENDER MACHT SIND SEITE FÜR SEITE FLEISCHSTÜCKE DRAUF, UND SEINE ARBEIT ÜBER WURSTGESICHTER GENIESST GROSSE ANERKENNUNG UNTER VEGANERN. WENN MARTIN FENGEL FOTOSYNTHESE BETREIBT, WACHSEN MUTTER UND KIND EIN HALS VON GIRAFFENHALSLÄNGE UND ARME FLIESSEN DAHIN WIE SCHLINGPFLANZEN. WENN DIE MODEDESIGNERIN AYZIT BOSTAN KINDERKLEIDUNG AUF LINKS DREHT, DANN FOTOGRAFIERT MARTIN FENGEL NICHT AUF LINKS GEDREHTE KINDERKLEIDUNG, SONDERN KUNTERBUNTE GALAXIEN. MAN FINDET MARTIN FENGEL BEI DER ARBEIT IN DER FREIEN AKADEMIE BOZEN. MAN FINDET MARTIN FENGEL NACH DER ARBEIT IN KID’S WEAR, VICE, ZEITMAGAZIN, SZ-MAGAZIN, SUPERPAPER, DER VILLA STUCK ODER DEM SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS. MAN FINDET MARTIN FENGEL UNTER DEN PREISTRÄGERN DES BAYERISCHEN STAATSPREISES FÜR BILDENDE KUNST. UND DA ECHTE MÜNCHNER ZUSAMMENSTEHEN, FINDET MAN IM PORTFOLIO VON MARTIN FENGEL ARBEITEN MIT SEPP MAIER UND DJ HELL. DIE MARTIN FENGEL-HOMEPAGE ZEIGT ALS ERSTES DIE GRAFIK EINES DACKELTOHUWABOHUS. DAS NUR MAL SO AM RANDE.

Fangen wir mit der Erklärung an. Einsichtig, oder? Schon Paul Klee, ein deutscher Maler und Grafiker, ein blauer Reiter, dessen vielseitiges Werk von Expressionismus bis Surrealismus reichte, bemerkte im Jahr 1920: „Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Jede Frage im folgenden Interview war vorher schon irgendwo „einsehbar“ x). Jede Antwort wird hier hingegen erstmalig sichtbar, und zu allererst. Und das x) markiert die (Quellenangabe).
Konzipiert von Uwe Buschmann

 

Was war für Sie bislang der schönste Moment des Tages?  1)

  Das war heute Morgen, als ich über die Flaucherbrücke lief und es langsam hell wurde. Ich habe Andi Bohl getroffen, der in entgegengesetzter Richtung in die Arbeit radelte. Er hatte eine Herz-OP und ich war sehr glücklich, ihn gesund wiederzusehen. Es gab 1997 eine Ausstellung über Andi Bohl in der ich 80 Fotos zeigte, auf denen man Andi Bohl in verschiedenen Lebensabschnitten sah und trotzdem kaum etwas über ihn erfuhr, aber viel über Fotografie lernen konnte.

1)  (Qvest No. 10, 2003, TRAVEL, Interview Giorgio Armani: „Zuviel Schönheit kann erschlagen“, Copy: Giovanni di Lorenzo. Seite 93.)

 

Wie bügelt man ein Hemd?  2)

  Das Bügeleisen sollte nicht zu heiß und das Hemd nicht zu trocken sein.

2)  (GQ, 2003, Karl Lagerfeld — „Ich schaue nie in den Nachbargarten“, Interview von Joachim Bessing.)

 

Haben Sie Angst, dass andere besser sein könnten als Sie?  3)

  Das macht mir eigentlich keine Angst, ich bin eher dankbar. Wahrscheinlich ist es anstrengend, die oder der Beste zu sein. 

3)  (TEMPO Nr. 5, Mai 1994, 5 DM, Interview mit Emmanuelle Béart, Star in Claude Chabrols neuem Film „Die Hölle“, Interview: Thierry Klifa und Jean-Pierre Lavoignat, Übersetzung: Brigitte Große. Seite 84.)

 

Would you rather have all your food too salty or too sweet?   4)


  Sweet.

4)  (Extras s01e01, TV-Series, Ben Stiller, Maggie Quotes, Directors/Writers: Ricky Gervais & Stephen Merchant)

 

Fleisch ist mein Gemüse bzw. Deutsche Wurst, alles andere ist Käse?  5)

  Die Wurst ist eine schöne Sache. Wiener mit Ketchup und Senf, das Weißwurstfrühstück, die Sacherlwürstel mit Kren im ÖBB Zugrestaurant, Mortadella Panini, die Eselsalami, es gibt so viele gute Würste. Oder eine Leberkässemmel. Ich wohne im Schlachthofviertel, an manchen Tagen riecht es auf der Straße nach Blut und Tod.

5) (Roman, Heinz Strunk, 2004 bzw. TITANIC Classics — Werbeanzeige für einen 40-teiligen Wurstkoffer.)

 

 

Richtig, dass Sie den Münchner Schweinsbraten, den weltberühmten, nie besonders gemocht haben?  6)

  Ja, das stimmt.

6)  (Moritz von Uslar, 100 Fragen an…, Helmut Dietl: „Ich hab ihn schon gemocht. Aber ich esse ihn schon lange nicht mehr.“, Frage/Antwort 32. Seite 147. KiWi Verlag.)

Do you like kids?  7)

  Kinder sind manchmal sehr lustig. Leider haben viele dumme Eltern.

7)  (International Times 53, March 28 – April 10  1969, Interview: Hendrix As Experienced By Jane de Mendelssohn. Jimi answered: „Yeah, I like kids. I guess I like them any age. It’s a drag to grow up because you’re not really growing up, you’re just losing. You’re only as old as you think you are, as long as your mind can still function openly, you’re still young.“)

 

What three superpowers do you wish you had?  8)
 
  Reisen durch die Zeit, unsichtbar sein und irgendetwas, womit die Welt gerettet wird.

8)  (BOYS DON’T CRY 001, A MAGAZINE BY FRANK OCEAN, inkl. CD-Album „Blonde“, 2016. Mindestens zwei absolute Klassiker der Musikgeschichte tragen im Albumtitel das Wort „Blonde“. Kann man die Verblondung hören? Ja, man kann. In fast allen Songs der beiden Musikalben bricht sie sich irgendwann Bahn. Allen Blondinenwitzen zum Trotz.)
 
Wir leben jetzt in einer Diktatur des schlechten Geschmacks?   9)

  Schlechter Geschmack wäre ja in Ordnung, die Abwesenheit von Geschmack ist wahrscheinlich schlimmer. Und Diktatur? Es wird niemand gezwungen, sondern passiert freiwillig.


9)  (du 745, Paare, Ein Gespräch mit dem Schriftsteller Norman Manea, Interview: Thomas David, Seite 89.)

 

Here’s a good question: why haven’t there been any museum shows of your work in New York?  10)

  Das ist natürlich sehr schade, kann aber noch passieren. Manche Künstler müssen auch erst sterben, sagte mir eine Galeristin.

10)  (BOMB Magazine, Robert Mapplethorpe, Interview Gary Indiana, Januar 1, 1988. Gegensätze und Anziehung. Der US-amerikanische Fotograf Robert Mapplethorpe: Seine Lilien-Stillleben wurden genauso legendär wie sein Selbstbildnis mit Bullenpeitsche im Anus.)

 

Besitzen Sie eigentlich so etwas wie einen Giftschrank, in den gewisse Fotos wandern, die nicht veröffentlicht werden können?  11)
 
  Nein, den gibt es nicht. Es gibt Kisten voller Dias und Negative, die ich nie wieder werde ansehen können, weil ich keine Zeit dafür habe. Ich mache ja immer wieder neue Fotos. Die meisten Bilder machen in der Öffentlichkeit auch keinen Sinn, solange ich ihnen keinen gebe. Es existieren bestimmt sehr viele Arbeiten, die sich zur visuellen Untermauerung von diversen Thesen verwenden lassen.

11)  (DIE WELT, Juergen Teller im Interview, „Ich ziehe ja nicht Leute einfach aus“, von Dagmar von Taube, 24.06.2016, Lesedauer: 10 Minuten.)

 

You have to be fearless if you’re to be a photographer?  12)
 
  Das weiß ich leider nicht. Als Tierfotograf muss man vielleicht weniger mutig sein als eine Kriegsfotografin, außer man ist Haifotograf. Es gibt auch Modefotografinnen oder Autofotografen — sie müssen nicht sehr mutig sein. In meiner Fotoklasse an der Uni in Bozen lasse ich gerne die Studentinnen und Studenten ihr Leben fotografieren und dann müssen sie das nochmal machen und so tun, als ob sie ein besseres Leben hätten. Und wie das auf Bildern aussähe und was das bedeuten könnte.

12)  (The Guardian, Art and Design, Interview mit Martin Parr, 15.12.2018. Die Normativität des Faktischen. Gerade deshalb lassen wir sehr gerne unsere Mitmenschen vom britischen Fotografen Martin Parr ablichten. Fotos als demographische Orientierungshilfe.)

 

Credit © WOWE
 

Personally, I have always preferred inspiration to information?  13)
 
  Zu wissen, was andere schon gemacht haben, ist interessant. Auch was andere gedacht haben. Auch was Man Ray gemacht hat. Ich muss jetzt nicht noch einmal eine Rakete zum Mond erfinden oder ein schwarzes Quadrat malen. Ohne diese Informationen scheint mir Inspiration unmöglich.

13)  (Zitat, Man Ray. Ob Gottvater oder Stephen Hawking. Am Anfang war immer einer. In Sachen Fotokunst z. B. Man Ray.)

 
Gentlemen take polaroids?  14)

  Das kann ich mir nicht vorstellen.

14)  (Albumtitel, viertes Studioalbum der britischen Band Japan, 24. Oktober 1980, Virgin Records.)

 

Genre-Hopping als Strategie?  15)
 
  Solange man auf der einen Seite nicht den visuellen oder sozialen Müllhaufen vergrößert, um ihn dann in seiner künstlerischen Arbeit wieder abzutragen, ist man glaubwürdig, egal in welcher Form man das tut. Und es gibt Menschen, die haben verschiedene Talente. Bzw. es gibt Formen oder Orte, die geeigneter sind etwas mitzuteilen, als ein Foto an die Wand zu hängen.

15)  (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton, Interview mit Wolfgang Tillmanns, „Meine Definition lautet: Kunst ist nutzlos“, das Gespräch führte Belinda Grace Gardner, 1. Oktober 2001. Der Turner-Preisträger Wolfgang Tillmanns wurde bei den Freunden elektronischer Popmusik durch den Musikvideoclip „mit der Maus“ für die Pet Shop Boys („Home And Dry“) bekannt. Bis heute ist ungeklärt, wen Wolfgang Tillmanns fürs Video in das Kostüm des kleinen Nagetiers steckte: Neil Tennant oder Chris Lowe.)

 
In deinen Filmen wiederholst du Elemente und Motive, von denen manchmal eine nahezu hypnotische Wirkung ausgeht?  16)

  Es ist schön, wie vieles aussieht und wie es fotografiert aussieht. Wenn es sich bewegt, kann das auch sehr interessant sein, es gibt Bewegungen, die völlig sinnlos aber aufregend zu beobachten sind. Streicheln die Wurstfinger gerade das Bierglas? Oft sehen wir so viele Sachen auf einmal, dass es schön ist, wenn man Prozesse isoliert betrachten kann. Ich gucke mir gerne länger Alltägliches an, als wäre es etwas Besonderes. Oder man verleiht Beweglichem eine Bedeutung, die vielleicht gar nicht angemessen ist. Es hat dann eine hypnotische Wirkung.

16)  (TRIER über von TRIER, Gespräche mit Lars von Trier von Stig Björkman, Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins. Welcher Trier versteckt sich hier? In den letzten Jahren wurden die Pressekonferenzen des Herrn von Trier zum Überraschungsei. Immer öfter mit grenzwertigem Inhalt.)

 

Wenn Wut rot ist und Neid grün, welche Farbe hat dann Eifersucht?  17)


  Manchmal türkis und manchmal orange, so genau weiß ich das nicht, weil ich nicht eifersüchtig bin. 

17)  (Movie: Woodstock — Directors Cut, Musikfestival, 1969, Regisseur: Mike Wadleigh. Die Jugend von vorgestern. Die Zeit rast.)

 

Schwarzweiß ist wieder schick, cinephil. Was ist mit Schwarzweiß möglich, was Farbe nicht leisten kann?  18)

  Wie auch immer — man muss bei Schwarzweiß nur eine Farbe benutzen, außer man verwendet farbiges Papier. Auch umständlich zu findende Entscheidungen, was bekommt jetzt welche Farbe, fallen weg. Farben sind sehr schön, es gibt Menschen, die sich meistens schwarz anziehen, ich glaube beides ist sehr wichtig, farbig hat wahrscheinlich größere Möglichkeiten, weil es mehrere sind.

18)  (TOMATEN AUF DEN AUGEN, Die Geschichte des Farbfilms ist die Geschichte einer Verdrängung, Gespräch mit Miklós Gimes, Frieda Grafe, Filmfarben, Verlag Brinkmann & Bose, 2002, Erste Auflage, 800 Exemplare.)


Credit © York Weismann

Das heißt, das was du konkret machst, ändert sich von Projekt zu Projekt?  19)

  Ja, das ist bestimmt so. Ich bin relativ schnell gelangweilt, auch von mir selbst. Schlimm, wenn man nicht bemerkt, wie langweilig man ist, mir passiert das bestimmt auch. Ich fand meine Arbeiten eine Zeitlang besser als mich selbst, fehlerfrei auch, wenn ich Fehler zeige. Es gibt Künstler, die immer gleich arbeiten und trotzdem interessant sind.

19)  (www.selbstdarstellungssucht.de, Interview mit Ayzit Bostan: „Kunstaffin bin ich über mein Umfeld geworden“, Dozentin, Designerin und Münchner Kindl, von Natalie Mayroth, 29. Dezember 2014.)

 

Fußball hat ja auch so etwas Archaisches. Ist es Zufall, dass Sie sich für Fußball und für Techno interessieren?  20)
 
  Fußball ist Fußball, da kann man sich hineinsteigern oder es langweilig finden. Man kann in der Kurve jubeln oder zuhause mit der Familie Fußball gucken, wenn es eine „interessante Partie“ gibt. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Techno interessiert mich nicht wirklich, kann man wahrscheinlich auch zum Frühstück hören und es ist anders als mit Pille im Club.

20)  (Alert, Oktober 2002, Interview DJ Hell, von Max Dax, Seite 44-55. 140 BPM TILL YOU DROP. Steter Techno höhlt den Rammstein.)

 

 

Kann man den DJ als Priester bezeichnen?  21)

  Das weiß ich nicht, weil ich viele Menschen auf einmal nicht aushalte und so ungerne ausgehe. DJ-Kultur interessiert mich nicht wirklich. Ich kenne nur sehr nette DJs, aber eher tagsüber. Letzte Woche habe ich Hell im Fernsehen gesehen, das sah super aus, 1A Musik, das Publikum war hypnotisiert und anscheinend sehr glücklich, vielleicht gibt es auch Priester, die das hinbekommen.

21)  (KUNSTFORUM, Bd. 135, Oktober 96 – Januar 1997, Cool Club Cultures, Diedrich Diederichsen — „Subkulturen schließen sich nicht nur aus politischen Reflexionsgründen zusammen“, Gespräch von Christoph Doswald  — Über Techno, Punk, Boheme, Mainstream und MTV. Seite 155.)

 

 

Die Beatles möchten mit euch Händchen halten, die Stones wollen eure Stadt niederbrennen?  22)
 
  Ja klar, die einen sind so und die anderen sind so, vielleicht dachte man das damals so. Ich glaube nicht, dass die Beatles für das Händchenhalten stehen und die anderen für das Niederbrennen von Städten. Die Worte sind wahrscheinlich Bilder, die für etwas stehen.

22)  (Zitat, Tom Wolfe, Esquire, Juli 1965. Er galt mit Truman Capote, Norman Mailer und Hunter S. Thompson als Erfinder des New Journalism. Sie setzen literarische Elemente in nichtfiktionalen Texten ein. A new shining writing style is born.)

 

Probieren geht über studieren?  23)
 
  Bei manchen Sachen schon. Unser Lehrer in der Grundschule warnte uns vor Dummheiten mit Kabeln und Steckdosen auf die ich selbst nie gekommen wäre, die ich dann aber zuhause sofort ausprobierte. Es war sehr schmerzhaft.

23)  (Alte deutsche Redewendung, schon das Wörterbuch der Gebrüder Grimm führt dieses Sprichwort auf. Gut Ding ohne Weile.)

 

Wie lautet die Martin Fengel-Definition von Stillleben?  24)
 
  Das ist eine oder mehrere Sachen, die in irgendeiner Beziehung zueinander oder sich selbst stehen. Manchmal sind sie versehentlich arrangiert und manchmal hat sich jemand Mühe gegeben.

24)  (VICE, ein Interview mit Martin Fengel, von Barbara Dabrowska, 26.07.2010.)

 

 

Mia san mia!! 25)
 
  Ein super Spruch. In das Fußballtrikot eingenäht, ist es dann wie mit einem T-Shirt auf dem „ich bin lustig“ steht. Es gibt ja auch Menschen, die morgens mehrere Male „ich bin super“ in den Spiegel sagen. Vielleicht hilft es. Ich bin kein Freund von geschriebenem Dialekt.

25)  (Die Re-Bavariasierung des FC Bayern. Neuromarketing für Kickerbeine und Sportleiberl. Der Ball, der Ball ist überall.)

 

Es gibt in Deutschland zwei bedeutsame Martins. Zum einen Martin Luther, den großen Reformator, der im Jahr 1517 95 Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlichte, und Martin Fengel, der 2004 den Bayerischen Kunstförderpreis für Bildende Kunst bekam. Ihr seid ja in unterschiedlichen Publikumssegmenten unterwegs. Gibt es nicht trotzdem eine künstlerische Schnittmenge?  26)
 
  Es gibt natürlich viele bedeutende Martins, und Luther ist sicher bedeutender, wie auch immer man das definiert, als Fengel. Mein Freund Martin Wöhrl und ich überlegten uns vor einiger Zeit eine Ausstellung in der wir nur Arbeiten von Martins zeigten, also Agnes Martin, Martin Boyce, Martin Kippenberger… es gab Martinis, Bier von St. Martinsbräu und Martinsgans, die Musik war von Martin Denny. Das war 2016, wir feierten das Martinsjahr, das Jahr der Barmherzigkeit. Es gab Schnittmengen.

26)  (salve Magazine, Interview mit Martin Fengel, Frage: Uwe Buschmann.)

 

Eine Zeichnung ist ein (Ab-)Bild, das ein Motiv in vereinfachender Weise mit Strichen und Linien darstellt? 27)

  So kann man es beschreiben, wenn man abstrakte Kunst oder Minimal als vereinfachte Kunst sieht. Zeichnung ist nicht gleich Zeichnung, ich bin über Zeichnungen, die mir erklären, wie ich einen Schrank zusammenbauen muss, sehr froh, ohne die Handschrift eines Künstlers zu sehen. 

27)  (Definition Zeichnung (Kunst), Wikipedia. Wissen ist okay, aber es muss korrekt erfunden sein!)

 

Du sollst dir kein Bildnis machen?!  28)
 
  Vielleicht ist das weise, weil es einen Unsinn verhindern soll, der wahrscheinlich in vollem Gange ist.

28)  (Bibel, 2. Buch Mose 20:4, Lutherbibel 1912. Die komplette Passage auf Bairisch: Du sollst dyr kainn Götzn machen non ayn Bild und Gleichniss von iewign öbbs an n Himml und eyn dyr Luft, auf dyr Erdn herunt older in n Wasser unter dyr Erdn.)

 

Finden Sie Mario Barth komisch?  29)
 
  Überhaupt nicht, ich weiß auch nicht, welcher der Spaßmacher er ist.

29)  (ZEIT ONLINE, Loriot im Gespräch: „Früher war mehr Lametta“, von Hanns-Bruno Kammertöns, 23. Oktober 2008. Seite3/5. „Er bringt es fertig, 100.000 Menschen in Jubelstürme zu versetzen. Allein auf der Bühne. Was will man mehr? Sein immenser Erfolg kommt aus der Stimmung. Er beruht auf dem nicht abreißenden Kontakt zum Publikum und der Waghalsigkeit, mühsam konstruierte Pointen durch Tempo und Rhythmus zu ersetzen. Die Methode hat sich geändert.“)
 

Wie wär’s mit Vorhängen?  30)

 

  Vorhänge sind eine schöne Sache. Schöner als Rollos. Die Idee, sich nicht in die Wohnung schauen zu lassen, ist mir sehr sympathisch. Manche Menschen lassen sich gerne zuschauen, manche haben Angst man würde nicht genug von ihnen mitbekommen. Ich finde auch Türen an Toiletten einen guten Einfall.

 

30)  (Podcast, Paardiologie, Spotify, Charlotte Roche und Martin Keß-Roche. B wie Bravo, T wie Tango. Auch zum Podcast braucht es zwei.)

Ein Jahr ist schnell vorüber?  31)

  Träume leben. Ich weiß nicht, gelingt das außerhalb eines Popsongs? Wahrscheinlich schon, dauerhaft eher selten. Es geht mir gut auch, wenn mein Leben manchmal ein Alptraum ist.

31)  (1. Zeile von „Solang‘ man Träume noch leben kann“, ein Song der Gruppe Münchner Freiheit, 1988. Den Songtext — Kinder, wie die Zeit vergeht — gab’s schon früher.)

 

Haben Sie schon Pläne, was Sie als Nächstes machen wollen?   32)
 
  Bald fliege ich nach Madrid, es gibt dort eine schwierig zu erreichende Verkehrsinsel auf der ein Aztekentempel steht, den ich besuchen werde.

32)  (Tagblatt, Madonna im Interview: „Es ist die reinste Schinderei.“, Interview: Katja Schwemmers. 11.06.2019, 5:00 Uhr. Vermutlich die letzte Interviewfrage, die Kulturschaffenden am häufigsten gestellt wird auf diesem Planeten.)

 

 

Martin Fengel

TOP 5 Wachsfiguren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Konzept // Uwe Buschmann @kevinuwebuschmann

Lektorat // Silvia Strauch @elsa_uno

Webeditor // June Krentz @junekrentz

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