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BRAVE NEW WOMEN_Titel_Interview_2-2-2

interview,
uwe buschmann

 

Salve Bild 1

Photo Credit © Nina Maenz


Salve Bild2

Photo Credit © Nina Maenz

Ana Helder,
ROSARIO, ARGENTINIEN (DJ, PRODUCER)

MONTAG

09:20 Uhr  Aufgewacht. Bleibe aber noch im Bett. Checke mal kurz die sozialen Medien mit dem Smartphone.

09:45 Uhr  Mache mir einen Orangensaft mit Maca.

09:50 Uhr  Hausarbeit. Ich spüle Geschirr und räume die Wohnung auf. Zumindest ein bisschen.

10:45 Uhr  Duschen. Eincremen. Ich bürste mein Haar.

11:30 Uhr  Ab in den Supermarkt. Gekauft werden 2 Bananen, 2 Kiwis, 2 Paprikas, Käse, Couscous und Mineralwasser.

11:55 Uhr  Wieder zu Hause schaue ich nach meinen Emails und fange mit Kochen an.

12:35 Uhr  Couscous Salat zu Mittag.

13:00 Uhr  Kaffee gekocht und nebenbei im Studio alles zum Vinyl rippen vorbereitet.

13:29 Uhr  Am Computer kontrolliere ich die Flugzeiten für meine nächsten Gigs. Im Hintergrund läuft eine Platte von Pal Joey. Der Kaffee ist noch heiß.

13:55 Uhr  Ich fange an, Tracks von Vinyl zu rippen.

16:00 Uhr  Ein Freund kommt vorbei, holt seine Hausschlüssel ab. Am Wochenende hatte er mir sein Appartement in Berlin überlassen. Wir reden ein bisschen. Dann geht er wieder.

16:26 Uhr  Vinyl rippen geht weiter.

18:43 Uhr So. Gut ist. 20 Tracks sind fertig. Das reicht. Jetzt geht es mit dem Editieren los.

21:10 Uhr  Ich rufe meine Mutter an. Während wir telefonieren mache ich so dies und das.

22:05 Uhr  Zusammen mit meinem Boyfriend koche ich Pasta. Nach dem Essen gucken wir den Schluss von „Fargo“. Und danach „Everything You Wanted To Know About Sex“ von Woody Allen. An der Stelle mit dem Schaf schlafe ich ein…  

Warum tanzen die Menschen?
    a.h. Der Mensch reagiert auf Musik, noch bevor er als Baby das erste Wort sprechen kann. Er lächelt, schreit und bewegt sich dazu, irgendwie ganz automatisch. Der Mensch besitzt also instinktiv einen Bezug zu der Musik, die er hört. Weil Musik ihn emotionalisiert. Sie fordert spontan Reaktionen bei ihm heraus. Daher lässt gute Dance Music dich alles vergessen und du fängst wie von selbst mit dem Tanzen an. Tanzen ist die schönste Art seine Bewegungen zu kanalisieren.

Was ist das Beste daran Ana Helder zu sein?
    a.h. Mein Beruf. Ich liebe, was ich da jeden Tag tun darf. Wer kann so etwas schon von sich behaupten!? 

Was ist das Schrecklichste daran Ana Helder zu sein?
    a.h. Mmh, das Schrecklichste? Das ich mich nur unheimlich schwer entscheiden kann?!

Wie hat Deine Familie darauf reagiert, als Du DJ wurdest?
   a.h. Sie mögen meine Musik. Aber das hat gedauert. Am Anfang war es für meine Familie schon schwer zu verstehen, dass ich so viel kreuz und quer durch die Welt reise und in Clubs diese merkwürdige Musik auflege. Aber egal. Das Wichtige war, dass sie immer an mich geglaubt und mich unterstützt haben.

Wenn Du eine Bestandsaufnahme der Electronic Music Scene 2017 machst, wie fällt die aus?
   a.h. Die Szene setzt sich zusammen aus Leuten, die schon sehr lange dabei sind und neuen Gesichtern. Das ist eine gute Mischung. Alles ist so in einem kreativen Fluss. Jede Woche kommt gute Musik raus. Wirklich neues oder überraschendes, ist natürlich schwer zu produzieren. Das bleibt eine echte Herausforderung. Aber es gibt ja immer wieder neues Equipment dafür. Zum Beispiel diese kleinen, portablen Synthesizer. Die kann man toll in sein Live-Set einbauen. Die liebe ich!  

Hat Dich traditionelle südamerikanische Musik beeinflusst?
   a.h. Ja, klar. Cumbia, Tango oder auch Rock Nacional. Der Einfluss ist da, aber nur sehr subtil, kaum zu hören.  

Wie machen die Leute Party in Argentinien?
   a.h. Meist feiern die Leute schon etwas vor. Bei sich zu Hause oder in einer Bar. Um 2 Uhr Morgens gehts dann ab in den Club. Obwohl der Eintritt vor 1 Uhr billiger wäre, scheint das niemanden zu kümmern. Die Clubs schließen zwischen 7 und 8 Uhr in der Früh. Dann organisiert man sich schnell für eine After-Hour-Party. Die Clubszene ist super hier. Da die Entfernungen im Land sehr groß und die Flugtickets teuer sind, bleibt es sehr lokal begrenzt. Ein hoher finanzieller Aufwand ist nötig, um internationale DJs hier auftreten zu lassen. Das ist wirklich sehr schade. Die Mode, die in den Clubs getragen wird, ist sehr extravagant. Die Leute schreien und tanzen. Alles ein wenig bizarr. Es gibt die besten Drinks für den schrecklichsten Hangover. Gespielt wird meist purer Techno, aber es gibt auch Clubs, wo andere Musik läuft. Es gibt tolle Open-Air-Partys, die meist politisch verlinkt sind. Mit LGTTBI Trucks wie man sie z. B. im Video zu „Fruta“ von Carisma sieht.

Bitte google mal DAF mit dem Lied „Der Räuber und der Prinz“. Hör Dir das Lied an und sag, was du darüber denkst?
   a.h. Ich mag das Lied. Das ist ein Klassiker, der damals bestimmt viele Leute beeinflusst hat. Weil der ganze Sound so modern war.

Welches ist Deine absolute Lieblingsplatte?
   a.h. Vermutlich „Greatest Hits“ von Otis Redding. Das war eine meiner ersten Platten. Und ich lege sie heute immer noch auf.

Was war das größte Wunder, das dir je begegnete?
   a.h. Die Evolution des Lebens… Letztes Neujahr saßen wir draußen und prosteten uns zu, da waren plötzlich diese unglaublichen Lichter am Himmel, die wir uns nicht erklären konnten. Wir waren jetzt nicht psychedelisch drauf, durch Drogen oder so. Vielleicht waren es ja UFOs?! 

Was verbindest Du mit dem Begriff „Heimat“?
   a.h. Ich habe das Gefühl, dass mir die Erde immer ein Signal sendet, welches mir zeigt, wo meine Heimat ist. 

NACHTS. EIN TANZFLUR IST EIN FLUR ZUM TANZEN, UND WENN AUF EINEM FLUR ZUM TANZEN MUSIK UND DJ NICHT MEHR DA SIND, DANN IST DIESER FLUR ZUM TANZEN KEIN FLUR ZUM TANZEN MEHR, SONDERN EIN FLUR FÜR DIE MENSCHEN AUF DER ANDEREN SEITE VOM HEDONISMUS. EIN FLUR FÜR LEUTE MIT PUTZLAPPEN ZUR REINIGUNG DER DISKOKUGEL ODER GETRÄNKEKISTEN GEGEN DEN DURST DER NACHT. DIE KOMMEN TAGSÜBER AUF DEN FLUR ZUM TANZEN, WENN MUSIK UND DJ NICHT MEHR DA SIND UND SICH DIE PARTYNACHT AUF EINMAL GANZ EINFACH IN LUFT AUFGELÖST HAT. BIS ZUM NÄCHSTEN WOCHENENDE, AN DEM ALLES WIEDER BEGINNT. TAGS, WENN ALLE RAVER SCHLAFEN UND DAS ANDERE LEBEN STATTFINDET.

Was verbindest Du mit dem Begriff „Heimat“?
    s.s. Da, wo meine Familie ist.

Wie wird wohl das Leben im Jahr 3000 aussehen?
    s.s. Das weiß ich nicht. Ich wünsche mir, dass die Menschen sich eine natürliche und organische Lebensweise bewahrt haben, trotz aller technischen Entwicklungen.

Wie machen die Leute Party in Japan?
   s.s. Mmh, ich denke mal genau wie überall auf der Welt. Vielleicht ein bisschen ruhiger, zurückhaltender und geordneter.

Was ist wahres DJ Talent?
   s.s. Sehr gute Ohren. Und sehr viel Leidenschaft.

Welche drei Superkräfte hättest Du gerne?
    s.s. Teleportation, Multilingualität und Heilkräfte.

Welchen Rat gibst Du Leuten mit auf den Weg, die Deine Musik hören?
   s.s. Nein, keine Ratschläge. Meine Musik gehört euch – that’s it!

In Japan ist der Gebrauch von Soundtracks anders als in europäischen oder amerikanischen Kinofilmen. Während man in den USA oder Europa bemüht ist, die Bilder mit möglichst äquivalenter Musik immer dick zu unterstreichen, gibt es in japanischen Filmen einen viel sparsameren Umgang damit. Eine traurige Szene wird da nicht automatisch mit sentimentaler Musik unterlegt. Sondern meistens wird ganz auf Musik verzichtet. Als herrschte viel mehr Vertrauen in die Macht der Bilder. Gibt es dafür kulturelle Gründe?
   s.s. Ich weiß nicht, ob das wirklich mit der japanischen Kultur zusammen hängt. Ich habe noch nie gehört, dass das etwas ganz exemplarisches und typisches in japanischen Filmen sein soll. Ich denke, es sind vielmehr Entscheidungen einzelner Künstler, die getroffen werden. Sie experimentieren mit dem, wie es dort gemacht wird. Einen kulturellen Unterschied zwischen Ost und West kann ich im Umgang mit der Macht der Bilder nicht erkennen.

Hat Dich traditionelle japanische Musik beeinflusst?
   s.s. Nein, jedenfalls nicht direkt. Höchstens über mein Unterbewusstsein. Wie beispielsweise in der traditionellen japanischen Musik Komponenten wie Drums und Stille eingesetzt werden. Wir nennen das „間 (Ma)“. Eventuell auch noch die Verwendung einiger ganz typischer Skalierungen, wie die pentatonischen Tonleitern „Insen“ oder „Iwato“.

Bitte google mal Helene Fischer mit dem Lied „Atemlos durch die Nacht“. Hör Dir das Lied an und sag, was du darüber denkst?
   s.s. Helene Fischer – „Atemlos durch die Nacht“??? Das klingt nicht nach meiner Art von Musik. Da ich kein Deutsch verstehe, weiß ich nicht, was der Songtext sagt. Ist sie populär in Deutschland?  

Das ist öffentlicher Partykult à la Germany.
   s.s. Mmh. Okay.

Warum tanzen die Menschen?
   s.s. Befreiung des Körpers und des Geistes!

DIENSTAG

09:00 Uhr  In der Hitze des Morgens aufgewacht. Der Sommer in Japan ist heiß und er hat eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Da wache ich oft sehr früh und schweißgebadet auf.

09:30 Uhr  Frühstück. Heißer Tee mit Milch sowie Stockbrot mit Schokolade.

10:00 Uhr  Duschen. Dann hole ich mir erst mal einen Iced Latte vom Coffee Stand ganz in der Nähe.

10:30 Uhr  Lese meine Emails. Mein Arbeitstag startet. Ich fange an, mein Live Set für das Rural Festival in Nagano vorzubereiten. Ziemlich aufregend, dass ich da auftreten werde.

12:30 Uhr  Lunch. Cooked So-men (kalte Nudeln) mit Rühreiern, Frühlingszwiebeln und viel Gemüse.

13:30 Uhr  Chillen.

14:30 Uhr  Arbeite weiter an meiner Musik.

18:30 Uhr  Ich bereite mein Dinner zu. Fried Rice mit Kokosnussöl, Nam Pla (Fischsauce) und sehr viel Gemüse.

20:00 Uhr   Zeit zum Entspannen. Ich höre neue Musik und chatte dabei mit Freunden.

22:00 Uhr  Skype Meeting mit meinem Booking-Agenten in Berlin. Wir reden über die kommenden Auftritte und bla, bla, bla.

22:30 Uhr  Zeit zum Entspannen. Ich lese ein Buch.

01:00 Uhr Zeit zum Schlafen. Ab ins Bett.

Sapphire Slows,
TOKYO, JAPAN (DJ, PRODUCER)

Salve Bild 3

Photo Credit © Eri


Salve Foto4

Photo Credit © Eri


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