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„Ja. Aber sie sind hässlich wie die Nacht 
und unglamourös wie eine Baustelle auf der A9.
Dafür gibt´s jetzt Rauchen mit Zuckerwatte-Geschmack.
Wir sind eine kaputte Generation.

 

Photo Credit © Carolin Saage

Ronja von Rönne,
SUDELGIRL

interview (moritz-von-uslar-style),
uwe buschmann

DIE EINEN SCHREIBEN EINKAUFSZETTEL, DIE ANDEREN SCHREIBEN BÜCHER. RONJA VON RÖNNE, IN BERLIN 1992 GEBOREN UND AUFGEWACHSEN IN OBERBAYERN, BLOGGT SEIT 2012 IM BLOG „SUDELHEFT“. SIE KOMMT ZUR „WELT“. SIE GEHT ZUR „ZEIT“. SIE IST IM TV. EINMALIG ALS CO-MODERATORIN DER ARD-TALKSHOW „ÜBERZEUGT UNS!“ ZUR BUNDESTAGSWAHL 2017, WIEDERKEHREND IN DER SENDEREIHE „STREETPHILOSOPHY“ AUF ARTE. MIT „WIR KOMMEN“ UND „HEUTE IST LEIDER SCHLECHT: BESCHWERDEN ANS LEBEN“  STEHEN ZWEI BÜCHER ZU BUCHE. WIESO? WESHALB? WARUM?

1 Salve, Fr. von Rönne, was ist noch mal das Tolle am Rauchen?

    Die Sucht. Wenn man gegessen hat, ist man danach für einige Stunden satt. Mit Rauchen belohnen geht immer. (Ist aber natürlich sehr dumm.)

2  Welche Einstiegsmarke?

    Parisienne Gelb.

3  Lebte der Marlboro Cowboy noch bei Ihrer ersten Zigarette?

    Nein.

4  Letzte Zigarette danach?

    Ja.

5  Mal versucht, mit Rauchen ganz aufzuhören?

    Nein.

(Das waren die ersten fünf Fragen an Ronja von Rönne. Ihre letzten drei Antworten: Nein, ja, nein. Der eisernen Logik nach, muss der nächsten Frage wieder ein „Ja“ folgen. Das werde ich Ihr aber bestimmt nicht so einfach machen! Spannung! Trommelwirbel!!)

6  Sind E-Zigaretten die AFR, eine Alternative für Raucher?  

    Ja. Aber sie sind hässlich wie die Nacht und unglamourös wie eine Baustelle auf der A9. Dafür gibt’s jetzt Rauchen mit Zuckerwatte-Geschmack. Wir sind eine kaputte Generation.

7  Nüchtern am Weltnichtrauchertag?

    Ich weiß nicht, wann der ist. Und ich hab das Buch nicht gelesen.

(Yo.„It’s all about the Benjamins“. Bei Puff Daddy vielleicht. Pfft. Nicht so bei Schwester R. Sie identifiziert immerhin den Buchtitel vom Kollegen. Trotzdem: Pech gehabt, Benjamin von Stuckrad-Barre, leg dich lieber mal wieder hin.)

8  Warum schmeckt Bier besser, direkt aus der Flasche?

    Weil weniger Kohlensäure entweichen kann und, weil es an Zeiten erinnert, in der kein Mensch Bier eingeschenkt hat, Schulzeit, Uni, Feierabendbier am Kiosk. Das waren meistens gute Zeiten. Die Vergangenheit ist ja sehr geschickt im Retuschieren der Realität.

 9  Kennen Sie jemanden, der trotz Kippe und Bierflasche in der Hand uncool aussieht?

    Ja. Ich kenne sogar Leute, die ohne beides cool aussehen. Es ist eine große Welt da draußen.

10  Echt wahr, dass Sport und Religion Ihre mit Abstand schwächsten Schulfächer waren?

    Religion hatte ich nie. Ich bin nicht getauft und musste in der Grundschule alleine auf dem Gang warten. In Sport war ich immer gut. Ich war eigentlich überall ziemlich gut. Physik drei ist meine schlechteste Note. Ich mag gut sein.

(Oh Gott. Ungetauft in Bayern. Ein Wunder, dass Ronja von Rönne bis hierhin überlebte. Sie wohnt heute wieder in der Glauben-Freihandelszone Berlins. Diesem Melting Pot verschiedenster Religionen, manche stammen sogar noch aus der Zeit von Willy Brandt und der Ostzone.)

11  Ihre Aufstehzeit?

    Je nach Termin. Aber lieber keinen Termin vor zehn mit mir ausmachen.

12  Erster Gedanke beim Blick in den Spiegel?

    Ich schau nur in den Spiegel, wenn ich mich zurechtmache. Meist falle ich einfach so aus dem Haus. Wenn doch mal ein Blick in den Spiegel, find ich gut, was ich da seh. Ich mag mein Gesicht.

13  Irgendeine Morgenroutine? 

    Mir im Bett Gründe überlegen, für die sich das Aufstehen lohnen würde. Finde ich keine, schlaf ich nochmal weiter. Ansonsten schimpf ich morgens viel und trinke seltsame Instant-Tees, die jeder außer mir eklig findet.

14  Ist es für Sie wichtig, sich extra nicht die Haare zu frisieren? Oder haben Sie konstant Bad-Hair-Day?

    Nee, ich mag einfach Kämmen nicht. Tut weh. Ich mach’s ja trotzdem ab und zu. Und so zusammenwurschteln ist einfach praktisch.

15  Oft mit der jungen Brigitte Bardot auf der Straße verwechselt worden?

    Früher ja, da hatte ich meine Haare auch blond und im Mittelscheitel. Also verwechselt nicht, das wäre schlimm, die Gute ist ja mittlerweile in einem ziemlich hohen Alter. Da muss ich noch mehr rauchen, dass da Verwechselungsgefahr besteht.

16  Wie viele Paar Schuhe stehen im Schrank?

    Zwei Paar Lederboots, ein Paar Sneaker, vier Paar Hausschuhe.

17  Keine High-Heels?

    Nee. Ich will immer von überall weglaufen können.

(Ja. Jaja. Die absehbare Antwort: Der Tenor war doch klar. Die Antwort selbst: Originell wie gewohnt! Sie ist ein ausgebuffter Medienprofi schon in jungen Jahren. Ab jetzt müssen die Fragen frappierender werden. Nein, sogar viel frappierender, fast schon ex abrupto müssen sie werden.)

18 Beginnt nachts erst der Tag?

    Nein, der beginnt morgens, haben Sie denn nicht in der Schule aufgepasst?

19  Jemals im Technoclub Berghain um zwölf Uhr mittags Tanzen gewesen?

    Nein, lieber nicht.

20  Und noch ’ne Raver-Frage: Ihr letzter Drogenabsturz?

    Auch lieber nicht. Ich mag Kontrolle.

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Photo Credit © Carolin Saage

21  Putzsüchtig?

    Nee. Wäre aber gesünder als rauchen.

22  Ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen?

    Hoffentlich kann ich heute schlafen, hoffentlich kann ich heute schlafen, oh Gott, hoffentlich lieg ich nicht lange wach rum.

23  Armbanduhr am Handgelenk?

    Nein, aber Tischuhr von der Großmutter auf dem Schreibtisch.

24  Inwiefern ist es eine Grundsatzfrage, ob man pünktlich oder unpünktlich erscheint?

    Unpünktlichkeit ist eine Sünde. Genau wie umständliches Reden. Es stiehlt den Mitmenschen Lebenszeit. Ich bin sehr selten unpünktlich. Dafür bin ich überpünktlich, was dann wiederum mir die Lebenszeit stiehlt.

25 Alte Adelsfamilie mit stattlichem Gutshof in Oberbayern?

    Nö, Vater hieß Kasemeyer, Mutter war Feministin, daher das von Rönne. Das Haus ist ein kleines Hexenhäuschen. Nix übrig geblieben vom Adel, lohnt sich nicht. Lieber reich heiraten, mein Tipp.

(Ups. Zuletzt kam zwecks Negation von ihr immer ein „Nee“. Plötzlich benutzt sie ein „Nö“, einfach so, ohne Vorwarnung. Mmh. Wo liegt der Unterschied? Ist im kleinen Hexenhäuschen von Rönne ein „Nee“ oder ein „Nö“ näher dran am glasklaren „Nein“? Ach. Schön wär’s, einmal im Leben Gewissheit zu haben.)

26 Ist Bayern längst wieder reif für die Monarchie?

    Bayern war nie reif für die Demokratie, habe ich manchmal den Eindruck. Obrigkeitshörig ist man da ja. Wobei Bayern auch nicht gleich Bayern ist.

27  Lebensprinzip Mädchen vom Lande oder Großstadtpflanze durch und durch?

    Ich vermisse überall etwas.

28  Die Eltern waren Fans von Astrid Lindgrens Kinderbuch „Ronja Räubertochter“?

    Nee, sie haben es gehasst, mich haben sie auch gehasst, ich hab ihre Zukunft zerstört, also haben sie die kleine Kröte „Ronja“ genannt, als Rache. Glaube ich zumindest. Ein bescheuerterer Name als „Ronja von Rönne“ geht ja nun wirklich nicht.

29  Froh, dass die Eltern nicht die Pumuckl Bücher von Ellis Kaut bewunderten?

    Selbst Pumuckl wäre besser.

30  Wunschvornamen?

    Zelda.

(Hahaha. Meine Lieblingsantwort bis jetzt. Nintendo, Playstation und so, diese Totengräber einer glücklichen Lego-Kindheit, sind mir sonst egal, aber das hier ist großes Antwort- bzw. Autorinnen-Kino: Zelda von Rönne! Das ist besser als die Polizei bzw. das Standesamt erlaubt. Bitte weiter so!!)

31  Schon mal über ein Pseudonym nachgedacht?

    Ja.

32  Ist es Ihnen heute peinlich, dass Sie kein abgeschlossenes Studium haben?

    Nein. Ich hab mein Studium ja nicht aus Faulheit abgebrochen, sondern weil ich auch so geschafft habe, was ich mit dem Studium erreichen wollte.

33  Ihr Beruf?

    Autorin. Und manchmal Moderatorin.

34  Der Ort, an dem Ihre besten Texte entstehen?

    Der Ort spielt keine Rolle.

35  Die Stimmung, in der Ihre besten Texte entstehen?

    Ehrgeiz.

36  Da stellen wir uns ganz dumm, und fragen: Was ist ein Sudelheft?

    Meins: Ein Blog. Das Original: Ein Büchlein von Lichtenberg.

(Oje. Und ich dachte, der alte Lichtenberg hatte nur diese Pop-Art-Comicbilder fürs Museum gemalt. War ein Multitalent anscheinend. Asche über mein Bücherregal. Ich muss morgen mal in die Stadtbibliothek.)

37  Kaum zu glauben, dass Sie mit Ihrem Blog gar nicht so erfolgreich waren?

    Der ist immer noch nicht erfolgreich. Mag daran liegen, dass ich nur einmal im halben Jahr was drauf poste.

38  Gehören Sie zur Gattung der Pop-Literaten?

    Das müssen andere entscheiden. Aber lieber nicht, bitte.

39  Korrekt, dass Poetry-Slam nur Leute machen, denen jedes Talent zum richtigen Schreiben oder Hip-Hop fehlt?

    Nein. Korrekt ist, dass das Schimpfen auf Slam einen nicht so charmant und smart rüberkommen lässt, wie man so denkt.

(Hey, Fr. von Rönne: Wen meinen Sie damit? Nein, bestimmt nicht. Nein. Nein. Ja?! Okay, bringt den Boten ruhig um.)

40  Jetzt wird’s knifflig: Sind Sie inzwischen Feministin?

    Zu knifflig. Ich gehe später wieder auf die Frage ein. (Das war gelogen.)

41  Die Würfel sind gefallen: Fluch oder Segen, was war der Artikel „Warum mich der Feminismus anekelt“?

    Eigentlich müsste ich sagen super, dadurch wurde viel angestoßen. Aber ich kenne nur den Indikativ, ich weiß nicht, was sonst passiert wäre. Gefühlt hätte ich ihn sehr gerne los.

42  Anstatt des abgelehnten Axel-Springer-Preises steht was im Regal?

    Eine Fotografie meiner Großmutter in meinem Alter.

43  Der Begriff „Milchmädchenrechnung“ bedeutet:

a) Dass Mädchen häufig Laktoseintoleranz haben, was ihre Rechenleistung beeinträchtigt                                                                      
b) Dass Mädchen generell schlechter rechnen als Jungs

    Weder noch.

44  Eine Liebeserklärung an Alice Schwarzer?

    Immer! Immer! Alice Schwarzer ist die Größte und ich bin ihr zutiefst dankbar.

45  Eine Liebeserklärung an „Alice im Wunderland“?

    Nee. Fand das Buch nie den Knaller, sorry. Wäre trotzdem lieber danach benannt worden als RONJA zu heißen, RONJA RONJA RONJA URGH.

(Walle! Walle. Manche Frage… Die Büchse der Pandora bzw. Vornamen hätte ich besser nie geöffnet. WIEDER. IMMER WIEDER. ALLES DREHT SICH BEI IHR UM DEN UNGELIEBTEN VORNAMEN. Spätestens hier bietet sich Constanze, die Beständige, als ein idealer Vorname an. Oder direkt: URGH von Rönne.)

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Photo Credit © Carolin Saage

46  Fachwissen im Test: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung, selbst sonntags, selbst in Karlsruhe, selbst in einem Hotelbett?

    Wenn man um die Uhrzeit noch schläft: ja. Sonst wahrscheinlich nicht.

47  Fachwissen im Test: Können Sie etwas Gutes über Berlinale-Parties sagen?

    Die Drinks sind umsonst.

48  Fachwissen im Test: Es ist Winter, Sie lieben Menschen, Ihr Tipp?

    Skifahren. Auch wenn ich Menschen hassen würde. Generell immer: Skifahren.

49  Fachwissen im Test: Wie haben Sie Ihre jetzige Wohnung bekommen?

    Durch warten und hoffen und verzweifelt heulen und tausend schreckliche Besichtigungstermine durchstehen, bis ein Freund aus seiner ausgezogen ist, und ich gedroht habe, ihm sein Leben zur Hölle zu machen, sollte er mir nicht die Wohnung überlassen.

50  Fachwissen im Test: Ein feuerroter Ferrari GTC4Lusso oder ein knallgelber Porsche 911 Carrera T ist ein Kunstwerk oder eine Dreckschleuder?

    Oh, ein Kunstwerk! Ein umweltfeindliches, wunderschönes Kunstwerk. Die meisten.

51  Fachwissen im Test: Nach Merkel, das nächste halbe Leben am liebsten unter?

    Kevin. Find den gut.

52  Gewissensfrage: Beim Abschiedsbrief an die Weltgeheult wie ein Schlosshund?

    Ja, aber vorher schon. Die „Welt“ hat mich immer sehr gut behandelt.

53 Ulf Poschhardt oder Giovanni di Lorenzo?

    Polyamorie wär mir da am liebsten.

54  Wenn der DeLorean, das Zeitreise-Auto aus der Filmreihe Zurück in die Zukunft“, vor der Haustür steht: Wohin geht die Fahrt, Vergangenheit oder Zukunft?

    Zukunft. Was will ich denn in Zeiten ohne Antibiotika und Narkose.

55 Mit den Kindern der 68er sollten CDU/CSU-Wähler und der deutsche Schlager aussterben, 2017 bekam die CDU/CSU 33% und Helene Fischer hat bei einem Konzert mehr Zuschauer als die drei Tage von Woodstock zusammen: Haben Sie eine todsichere Zukunftsprognose Ihre Generation betreffend parat?

    Ich dachte immer, das ist gar nicht so sehr meine Generation. Wir haben uns viel zuschulden kommen lassen, aber Schlager ist echt nicht unsere Schuld. (Sorry an der Stelle für Matcha-Lattes.)

56  Kirchensteuer und Kriegsdienst kann man entkommen, der GEZ Gebühr nicht, eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit?

    Nein, was für ein Blödsinn. Pro GEZ.

57  Was zieht Sie mit aller Macht ins Fernsehen?

    Herausforderungen, das Gefühl, mich überwinden zu müssen.

58  Wem haben Sie bei der letzten Bundestagswahl Ihre Stimme gegeben?

    Sag ich nicht.

59  Wie schafft man die AFD ab?

    Man hört auf, sie zu wählen.

60  Mit Ingo Zamperoni kann man Pferde stehlen?

    Ja. Haben wir auch gemacht. Und dann standen wir da, mit den Zossen, und hatten keine Ahnung wohin damit. Dafür braucht man nämlich viel eher einen guten Freund: zum Pferdeabnehmen. Wir haben ja nicht mal einen Stall.

61  Letztendlich sind wir dem Universum egal: Warum muss man Street Philosophy“ auf Arte trotzdem unbedingt gucken?

    Weil es ein GROSSARTIGES Format ist. Ich bin zwar auch drin, aber vor allem die anderen Gäste sind so oft so wahnsinnig interessant.

62  In schwarz-weiß gedreht, weil es eben mehr gibt als nur Falsch oder Richtig, Gut oder Böse?

    In schwarz-weiß gedreht, weil sieht geil aus.

63  Einverstanden, wenn Sie dadurch wie ein Pin-up der zweiten Nouvelle Vague in der Sendung rüberkommen?

    Och ok, mir egal.

64  Was ist der Unterschied zwischen Philosophie der Straße und Faustrecht der Prärie?

    Fäuste gewinnen.

65  Haben sich mal Jungs wegen Ihnen geprügelt?

    Ja, in der vierten Klasse. Der eine hat dann Steine auf den anderen geworfen. Dann hab ich Steine nach beiden geworfen. Am Ende haben wir alle geblutet und uns wieder verstanden.

66  Mal einen Jungen geschlagen?

    Ja. (Ich habe einen kleinen Bruder, dafür sind die ja mitunter da.)

67  Die große philosophische Frage der Neuzeit ist nicht wie man denkt, was war zuerst da, die freilaufende Henne oder das Bio-Ei, sondern: Gibt es ein Leben außerhalb von Social Media?

    Nein, die Frage wäre: Gibt es ein Leben IN Social Media.

(Wo Ronja recht hat, hat von Rönne recht. Das Verschwommene links und rechts neben dem Display ist das Leben, sagte ein Witzbold letzte Woche.)

68  Richard David Precht ist der bekannteste Philosoph des Landes, weil er rein optisch auch einen ganz passablen Kandidaten bei RTL’s Der Bachelor“ abgibt?   

    Nein, weil er schlau ist und Wissen gut vermittelt.

69  Ihr Kurzkommentar zu den folgenden drei Nietzsche-Zitate: 

„Wenn du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht.“

  …und das Safeword. Das solltest du auch nicht vergessen, du kleiner Schmutzfink.

(Da hab ich was gebraucht, die Antwort zu verstehen. Mutti wäre stolz auf ihren kleinen Schmutzfinken.)

70  „Gott ist tot.“

    Nietzsche ist töter.

(The Walking Dead: Wenn der Superlativ zum Untoten wird, kann man was erleben.)

71  „Life ain’t nothin’ but bitches and money.“

    Das ist mein liebstes Nietzsche-Zitat.

(Dito Von These aka dem-kann-ich-mich-nur-anschließen.)

72  Die Wahrheit ist eine Erfindung eines Lügners?

    Ja. Aber er hat’s nur gut gemeint.

73  Ist Haltung oder Inhalte wichtiger?

    Haltung. Haltung ist immer das allerwichtigste. Vor sich selbst, vor anderen.

74  Vor 15 Jahren wären Sie noch als VJ bei VIVA gelandet?

    Nee, ich musste erst Bücher schreiben, um ins Fernsehen zu kommen.

75  Versprochen, dass Sie nie Kommissarin im ARD „Tatort“ werden?

    Okay, Deal. Wenn doch, spendiere ich Ihnen ein Eis. Ein großes Spaghettieis!

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Photo Credit © Carolin Saage

 

76  Die Moderation der NDR Talkshow bleibt ein Ziel?

    Ein abstraktes. Ziel ist meist eher, den nächsten Tag zu überleben.

77  Mal ein Filmchen drehen, mit Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer vielleicht?

    Hi Til, hi Matthias, das hier ist meine emailadresse: ronja.roenne@hotmail.de.

(Diese Antwort hätte ich fast geschwärzt. Zensur hin oder her. Echt jetzt. An manchen Dingen möchte man keine Mitschuld tragen.)

78 Wenn Arte Sie wegen „Durch die Nacht mit…“ fragt: Dann mit wem?

    Haben sie schon. Kreative Antwort: Weiß nicht. Wäre gerne mit Haftbefehl, aber der war da schon.

79  Wenn der Playboy Sie wegen Nacktaufnahmen anfragt: Dann sagen Sie?

    „Vielen Dank für die freundliche Anfrage, aber derzeit fotografiere ich mich lieber selbst im Spiegel. Ich wünsche Ihnen aber ganz viel Erfolg für die weitere Suche!“

80  Berlin ist weiter arm, aber sexy?

    Arm garantiert. Sexy weiß nicht, ich wohne im Prenzlauer Berg.

81  Wann zuletzt mit der BVG in Berlin schwarzgefahren?

    Mach ich nie. Nicht aus moralischen Gründen, ich traue mich nur nie.

82  Achtung, jetzt beginnt die Klatsch- und Tratsch-Sektion: Wie geht’s Tilman Rammstedt?

    Ich vermute gut, er schaut sich gerade eine Trampolinshow im Fernsehen an.

83  Verständnis dafür, dass er den Ingeborg-Bachmann-Preis bekam und Sie nicht?

    Jep. Sein Text war besser. Und er sieht viel besser aus!

84  Jetzt mal Butter bei die Fische: Sein Text war nicht wirklich besser, oder?

    Doch. Unfair war nur, dass es bei mir nicht um den Text zu gehen schien in der Kritik, sondern darum, wie scheiße mich die jeweiligen Journalistinnen persönlich finden. (Sehr scheiße.)

85  Die gemeinsamen Tage auf der ansonsten vollkommen menschenleeren Karibikinsel waren fast ein Beziehungskiller?

    Überhaupt nicht. Friedlich. Die Tage waren kurz. Man musste ständig Holz suchen. Draußen schmeckt das Essen besser.

86  Wie schwer gestaltet sich Sex in der Hängematte?

    Das weiß ich nicht, aber es klingt kompliziert.

87  Ab welchem Inseltag geflucht, dass „Robinson Crusoe“ schon geschrieben wurde?

    An keinem. Es passiert echt erstaunlich wenig auf so einer Insel, das wäre ein sehr öder Roman gewesen.

88  Danach möchte man sich wie lange nicht mehr sehen?

    Doch. Sofort.

89  Mit ihm zusammen den Podcast auf Audible machen, ist ein interner, beinharter Humor-Wettkampf?

    Nein, wir schreiben die Podcasts zum Teil vor und legen auch dem anderen Witze in den Mund. Er ist meistens witziger. Dafür bin ich schneller und hab mehr Zeit, Netflix zu schauen.

90  Es heißt doch immer, besser ist, Berufliches und Privates voneinander trennen?

    Warum sollte man den Beruf nicht mit dem Menschen verbinden, den man am liebsten mag. Schwierig wird’s erst bei der Trennung, davor sehe ich darin keine Nachteile. Bester Kollege, Tilman.

91  Eine Ahnung, wie Ihre Hochzeit aussehen soll? Ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß plus Pferdekutsche in der Marktgemeinde Grassau oder lieber Las Vegas inkl. Hangover?

    Das erste sicher nicht, das zweite auch sicher nicht.

92  Achtung Dauerwerbungfrage: iPhone oder Samsung Galaxy?

    Samsung. Kann mit iPhones nicht umgehen. Die haben keinen Zurückknopf unten, so was Behämmertes.

93  Ganz zum Schluss kommen die Klassiker: Sind Sie „Indie“?

    Nein, Sie?

(Mmh. Ich war mir sicher, dass sich Ronja zu „Indie“ bekennt. Allein schon, um diesen blöden Slogan der CDU bloßzustellen: „Kinder statt Indie“. Der ging gar nicht!)

94  Fanzine oder Hochglanzmagazine auf dem Nachttisch?

    Hochglanz. Fanzine, ich lebe doch nicht in einem Jörg Fauser Roman aus den Achtzigern.

95  Tocotronic oder Wanda in der Spotify-Playlist?

    Wenn jemand fragt, wofür ich steh, sag ich Wanda.

(Okay. Ich sehe es ein. Ronja ist so wenig „Indie“, noch weniger „Indie“ geht nicht. Oh, wie schön ist Pakistan.)

96  Sind Sie noch ein Bussi Baby?

    Nee. Bussi ist auch ein ganz furchtbares Wort.

97  Apropos Neid-Debatte: Stinksauer, dass Ihr erster Roman nicht annähernd die Verkaufszahlen von Charlotte Roche erreichte?

    Nein, aber fast immer enttäuscht von mir. Es reicht ja doch nie, und trotzdem denkt man, das Glück liege nah.

98  Wovon handelt Ihr nächster Roman?

    Auf jeden Fall nicht von mir.

99  Zusammen mit Ihren Büchern empfiehlt Amazon noch Werke von Stefanie Sargnagel, Hazel Brugger und Anneliese Macintosh!?!

    Weiß auch nicht, was das soll. Aber Hazel finde ich sehr oft sehr schlau.

100  Schlafen Sie in Bettwäsche von Union Berlin?  

    Nein. Als Kind hatte ich aber mal eine FC Bayern Bettwäsche, als Integrationsmaßnahme, als wir gerade erst nach Bayern gezogen sind. Hat aber auch keinen beeindruckt.

101  Fr. von Rönne, eine letzte Beschwerde?

    Dieser Fragebogen hat zu lang gebraucht.

 

 

 

Ronja von Rönne,

TOP 5 E-MAIL-ANBIETER

1. hotmail

Schickt zwar nix und empfängt nur sporadisch Mails, während der Rest im Spamordner landet, aber dafür kommt das Wort „hot“ vor, und was gibt es Besseres, als seine Korrespondenten schon in der Email-Adresse wissen zu lassen, wie „hot“ man ist.

2. gmx.de

Hässliche Ansicht, dafür ist man immer top informiert über die Affären der Stars und Sternchen. Ich glaube, ungefähr 50% der Deutschen informieren sich ausschließlich über gmx.de über die aktuelle Weltlage.
Außerdem gibt es viele Gesundheitstipps und Staumeldungen. Gesund, informiert und nie mehr im Stau — auf jeden Fall ein Kandidat für den geilsten E-Mail-Provider.

3. googlemail

Damit macht man nichts falsch, und das ist ja schon fast so gut wie alles richtig zu machen.

4. AOL

Etwas für Nostalgiker. Sehr geeignet für den Typ Mann über 60, der auf Facebook fünf Mal das gleiche verschwommene Webcam-Foto hintereinander einstellt. (Die Gründe dafür bleiben mysteriös.)

5. web.de

Für alle, die die Neunziger immer noch nicht überwunden haben und sich aus unerfindlichen Gründen freuen, wenn ihnen beim Öffnen ihrer Mails ein trauriger Smiley verkündet, dass sich kein Schwein für einen interessiert und das Postfach leer ist. Ganz genau wie die ganze Existenz.
   
   
   

Photographer // Carolin Saage

Interview // Uwe Buschmann

Webeditor // June Krentz

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