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UND WER SAGT DAS…?

„Kunst muss sich einmischen – und Missstände klar benennen.

(Merlin Bauer)

 

Mit „Liebe Deine Stadt“ schuf der Künstler Merlin Bauer ein Installationsprojekt, das Mahnung, Appell und Poesie zugleich ist. Und sich explizit ins politische Geschehen der Stadt einmischt. Dabei sieht Bauer seine Aktion nicht als kategorischen Imperativ, sondern vielmehr als offenen Diskurs, in dessen Verlauf es um kulturelle Wertschätzung und Identitätsfindung geht. Spannend, wie SALVE findet. Und ein Grund mehr, sich mit Merlin Bauer zum Gespräch zu treffen.

Sie sind gebürtiger Österreicher und dann in Köln „hängengeblieben“. Was gab den Ausschlag hier zu bleiben?

Ich bin Ende der 1990er Jahre nach Köln gekommen und sah mich dann – wider meiner Erwartung ­­– mit dem langsamen Ausbluten der hiesigen Kulturlandschaft konfrontiert. Viele Kulturschaffende zogen damals nach Berlin und der Politik fehlte offensichtlich Instinkt und Strategie, auf die neuen Rahmenbedingungen zu reagieren. Ich selbst spielte zeitweise tatsächlich auch mit dem Gedanken, woanders hinzugehen. Ich habe mich damals schlussendlich für einen Verbleib in Köln entschieden, auch weil ich diese Situation als spannendes Arbeitsmaterial für eine künstlerische Auseinandersetzung für mich entdeckt hatte.

Kurz gesagt: Sie blieben nicht, weil’s so schön war, sondern, weil es schwierig war?

Richtig. Die Spannung bestand ja gerade im Nicht-Perfekten, Unzulänglichen, teilweise sogar Unhaltbaren, das hier vorherrschte. Davonzulaufen war keine Option. Ich wollte mich lieber explizit mit der Situation auseinandersetzen.

Köln galt einst als Kunst- und Musikstadt, der Ruhm scheint ein wenig verblasst, trotz Art Cologne und exzellenter Sammlungen. Wie könnte man Köln wieder attraktiver für Kreative und Künstler gestalten?

Ich denke, man muss sich auch in Köln darüber klar werden, welchen Stellenwert Kultur in Zukunft hat. Dabei kann man sich nicht immer nur auf die große Vergangenheit berufen. Wir beobachten seit langem eine miserable finanzielle Ausstattung wie z.B. beim Museum Ludwig oder die bislang immer noch ungesicherte Zukunft der Kunst- und Museumsbibliothek. Hier muss es erst einmal um die nachhaltige Förderung der gewachsenen Strukturen gehen, bevor man neue Kultur- und Museumsbauten beschließt, die man am Ende auf Grund fehlender Mittel nicht adäquat bespielen kann.

Ihre Kunst, allen voran die Aktion „Liebe Deine Stadt“ ist ja auch ein Stück weit politisch. Muss Kunst sich einmischen, wenn Dinge, wie die Sanierung der Oper, der Wiederaufbau des Stadtarchivs, die U-Bahn, etc., schieflaufen…? 

Im Falle der Bühnensanierung kommt man gar nicht um diese Auseinandersetzung herum, wenn man sich in seiner Arbeit solange mit diesem Ensemble beschäftigt. Ich denke, die Projekte „Liebe Deine Stadt“ und „Ihr seid Künstler und wir nicht!“ konnten im politischen Raum einiges anstoßen. Hier kann Kunst einen wichtigen Beitrag in der öffentlichen Diskussion leisten!

Ihre Kunst interagiert meist mit Architektur und öffentlichem Raum. Inwieweit prägt das Erscheinungsbild einer Stadt die kulturelle Identität der Bewohner? Und inwieweit müssen die Bürger auch selbst dafür Verantwortung tragen? 

Köln war nach dem Krieg zu 90% zerstört, und diese Geschichte lässt sich am Stadtbild bis heute vielerorts auch schmerzlich ablesen. Gleichzeitig entsteht Identität vor allem durch persönliche Erfahrungen, die sich mit der Stadt verbinden. Die Kölner identifizieren sich neben dem Dom daher sehr stark mit dem Atmosphärischen ihrer Stadt! In meiner Arbeit geht es auch um eine Sensibilisierung für architektonische Qualitäten, die durchaus auch in Köln vorhanden sind. Dieses wachsende Verständnis ist Voraussetzung für eine anregende Architekturdebatte.

Welche Ort und Gebäude zeugen denn von gelungener Architektur?

Da fallen mir einige Orte und Gebäude ein – z.B. das Japanische Kulturinstitut und das Ostasiatische Museum am Aachener Weiher. Zwei herausragende Bauten aus den 1960er bzw. 1970er Jahren. Oder die unweit am Rautenstrauch-Kanal gelegene eindrucksvolle Kirche „Christi Auferstehung“ von Gottfried Böhm.

Können Sie uns schon etwas über neue Projekte sagen…?

Sicher wird mich Köln als Arbeitsmaterial nicht ganz loslassen, da ein endgültiges Abschließen meiner Arbeit hier erst mit der Wiedereröffnung der Kölner Bühnen denkbar ist. Und das wird wohl noch dauern. Meine nächsten Projekte sind aber erstmal in anderen Städten geplant. Lassen Sie sich überraschen!

Mehr zu Merlin Bauer und seinen Projekten unter

http://merlinbauer.de

http://www.liebedeinestadt.org

 

photo // NICOLE BIESENBACH

 

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